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Veranlagung - Finanzmärkte Newsletter 2. Quartal 2021

Das nach wie vor positive konjunkturelle Umfeld, das seit Jahresbeginn spürbar ist, lässt uns an einer taktischen Übergewichtung unserer Aktienquote sowie ertragreicher Anleihen festhalten. Durch die negative Auswirkung steigender Zinsen auf Unternehmensanleihen mit guter Bonität (Corporate Bonds) hat sich die Untergewichtung dieser Assetklasse gegenüber unserer strategischen Allokation als positiv herausgestellt und konnte – relativ gesehen – einen positiven Performancebeitrag generieren.

Im Bereich der Aktien haben wir in der kurzen Marktunsicherheit unsere Position in nachhaltige Schwellenländer-Unternehmen ausgebaut. Bei den Alternativen Investments befinden wir uns nach wie vor im Due-Diligence Prozess für ein mögliches Investment in einen vielversprechenden und nachhaltigen Impact Fonds für soziales Unternehmertum.

Entwicklung an den Aktienmärkten

Historisch gesehen, ist der Mai tendenziell ein schlechterer Börsenmonat. Die Börsenweisheit „Sell in May and go away“ hat sich dieses Jahr jedenfalls nicht bewahrheitet. Die Aktienmärkte zeigten zum Teil starke Schwankungen und Sorgen über die Inflation haben viele Marktteilnehmer kurzzeitig verunsichert. Die Befürchtung war, dass Zentralbanken faktisch gezwungen werden das Zinsniveau frühzeitig anzuheben, um der Inflation entgegenzuwirken. Dies wiederum würde die Finanzierungsbedingungen für Firmen verschlechtern und Anleihen würden relativ gesehen zu Aktien an Attraktivität gewinnen. Mittelabflüsse aus dem Aktienmarkt und fallende Kurse wären die Folge. Dies hat zu einem kurzen Rücksetzer von ca. 5 % auf den Aktienmärkten geführt. Auch taktisch undurchdachte Formulierungen der US-Finanzministerin Janet Yellen befeuerten die Marktsorgen. Diese 180-Grad Kehrtwende der Stimmung im Markt war insofern erstaunlich, als in der Woche vor der Veröffentlichung der Inflationszahlen (Verbraucherpreise) etc. sehr starke Arbeitsmarktdaten aus den USA die Börsen in Feierlaune brachten.

Die Lockdowns der Vergangenheit haben zu Nachfragestaus geführt, die sich gerade wieder auflösen. Zurückgefahrene Produktionen werden wieder angekurbelt, der Konsum steigt. Mit dieser wieder steigenden Nachfrage nach Gütern, kam/kommt es dann zum sogenannten Peitscheneffekt (auch Bullwhip Effekt genannt), welcher Preise antreibt. Viele Rohstoffe haben u.a. deshalb in den letzten zwölf Monaten eine enorme Rally hingelegt. Diese Preissteigerungen können sich, je nach Nachfrageentwicklungen, fortsetzen und preistreibend wirken, wobei wir mittelfristig eher von einer Stagnation der Preiszuwächse ausgehen.

Die festgestellten Lohnsteigerungen verzerren das Gesamtbild insofern, als sie ja zum Teil darauf zurückzuführen sind, dass primär Menschen im Niedriglohnsektor ihre Jobs verloren haben. Dadurch zeigt sich ein scheinbarer Lohnanstieg, der sich wieder umkehrt, sobald diese Menschen wieder Arbeit finden. Vor allem in den USA, wo höhere Arbeitslosenzahlen festgestellt wurden, dürfte sich dies in der nahen Zukunft materialisieren. Aktuell sind dennoch viele US-Unternehmen auf der Suche nach Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, können aber zu den gestellten Konditionen kaum Arbeitskräfte finden. Dies dürfte kurz- bis mittelfristig weitere Lohnanstiege bedeuten, um die offenen Stellen zu besetzen. In Europa wurde die Arbeitslosigkeit vielfach durch das Instrument der Kurzarbeit abgefedert und Löhne waren relativ gesehen zu den USA weniger schwankungsfreudig – der europäische Arbeitsmarkt ist deutlich starrer als der US-Arbeitsmarkt. Auch die Nachfrage nach Arbeit in Europa ist unter dem Niveau der USA, die Dank der Impfungen ihre Volkswirtschaft früher öffnen konnten als die Europäer. In Europa ist daher von deutlich weniger arbeitsmarktbedingter Inflation auszugehen als in den USA.

Insgesamt ist zu erwarten, dass in den USA, im Gegenteil zu Europa, nicht nur kurzfristig, sondern auch mittelfristig Preissteigerungen zu beobachten sein werden. Dies könnte in den Vereinigten Staaten zu Überraschungen an den Aktienmärkten führen.

Bis auf weiteres wird dank der positiven Aussichten und Lockerungen der Pandemiebestimmungen jedenfalls eine positive Aktienmarktentwicklungen erwartet.

 

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