In der zweiten Augusthälfte sowie im September litten die Finanzmärkte unter erhöhter Volatilität und fallenden Aktienkursen. Hintergrund waren wiederum Ängste vor höheren Zinsen aufgrund der steigenden Konsumentenpreise. So hatte Anfang September die Europäische Zentralbank die Zinsen um 0,75 % angehoben. Zuletzt hatte auch die US Notenbank die Zinsen um 0,75 % angehoben und weitere Zinsanhebungen in Aussicht gestellt. Die schwedische Riksbank hatte im September den Leitzins sogar um 1 % angehoben. Speziell in den USA, aber zunehmend auch in Europa mehren sich die Anzeichen für ein „Überschwappen“ der höheren Energie- und Rohstoffpreise auf das generelle Preisniveau. Einerseits versuchen Unternehmen die nun höheren Kosten weiterzugeben, andererseits werden vielerorts die Forderungen nach Inflationsausgleichen in den Lohnverhandlungen laut, was wiederrum die mittel- bis längerfristige Preisdynamik verstärken würde. In Folge befinden sich längerfristige Zinsen bereits auf mehrjährigen Höchstständen. Zu zusätzlicher Unsicherheit führte der Gas Lieferstopp durch die Pipeline Nord Stream 1, der temporär zu signifikanten Anstiegen des Gaspreises geführt hatte. Speziell in Deutschland wurden infolgedessen zunehmend Sorgen hinsichtlich der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung geäußert.
Was bedeutet dies für fair-finance?
Die Abhängigkeit von Gasimporten zeigt die langfristige Problematik von fossilen Energieträgern auf. Neben umweltpolitischen Gesichtspunkten (beispielsweise durch Braunkohle) zeigen auch geopolitische Abhängigkeiten (beispielsweise Importe von fossilen Brennstoffen aus Ländern mit niedrigem Corruption Perception Index) die Gefahren für eine langfristig prosperierende Wirtschaft auf. Diese Abhängigkeit kann nicht abrupt gestoppt werden, jede Initiative in Richtung nachhaltiger Energieträger bringt jedoch einen positiven Beitrag für eine umweltfreundlichere, aber auch sicherere Energieversorgung. Die langfristige Strategie von fair-finance hinsichtlich umweltfreundlicher, aber auch sozial verträglicher Investments wird aus unserer Sicht somit auch eine stabile und nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung fördern. Gleichzeitig zeigt die derzeitige Situation die inhärenten Risiken von Investments mit niedrigem Nachhaltigkeits-Standard.
Ausblick
Die Anzeichen für Rezessionen, speziell in Ländern, die historisch einen Großteil ihrer Energieversorgung aus Russland bezogen hatten, mehren sich und werden mittlerweile auch breiter diskutiert. Von Seiten der Europäischen Zentralbank werden derzeit die Inflationsrisiken gegenüber den Rezessionsrisiken deutlich in den Vordergrund gestellt, um langfristig die Inflation nicht ausufern zu lassen. In Folge ist in den nächsten Monaten noch von keiner endgültigen Entspannung an den Märkten auszugehen. Auf der positiven Seite sollte die Verhinderung einer erhöhten längerfristigen Inflation ein fruchtbares Umfeld für eine positive langfristige wirtschaftliche Entwicklung bieten.