Mitte Februar kam es zu deutlichen Verwerfungen an den Finanzmärkten aufgrund des Einmarsches Russlands in die Ukraine. Dies führte zu einer deutlichen Risikoaversion der Marktteilnehmer und wird wohl die bereits bestehenden Probleme der Güterverknappung weiter verstärken. Rohstoff- und Energiepreise sind deutlich gestiegen, wenn auch der Ölpreis von seinem Höchstkurs von knapp $140 pro Barrel wieder zurückgekommen ist. Diese geopolitische Krise erschwert den Balanceakt der Notenbanken, einerseits die Inflation zu bekämpfen, andererseits der Wirtschaft keinen Schaden durch zu starke geldpolitische Bremsmanöver zuzufügen.
So hat die US Notenbank Fed bereits einen ersten Zinsschritt vorgenommen, die Bank of England hat zuletzt ihren Leitzinssatz auf 0,75% angehoben. Die Teilnehmer des Finanzmarktes gehen noch in diesem Jahr von einem ersten Zinsschritt in der Eurozone aus. Auch diese Aussicht lastete sowohl auf Aktienkursen, als auch auf Kursen von Unternehmensanleihen, aber auch Staatsanleihen. Im Gegenzug konnten sich die Bewertungslevels insgesamt deutlich verbessern. Insbesondere Technologieaktien sind nun deutlich billiger zu erwerben, als noch vor 6 Monaten.
Was bedeutet dies für fair-finance?
Aufgrund der in vielen Bereichen bereits ambitionierten Bewertungen hatten wir bereits Anfang des Jahres die Risikoallokation etwas reduziert. Insbesondere Engagements in Emerging Markets wurden hier heruntergefahren. In Folge beträgt das Exposure der Vorsorgekasse in russische, ukrainische oder weissrussische Assets 0,008 % und stellt daher aus unserer Sicht keinerlei Gefährdung des Treuhandvermögens dar. Die deutlich gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise zeigen, dass für eine langfristig wachsende Wirtschaft alternative Energiequellen ein sehr lohnendes Investment darstellen können.
Ausblick
Wir erhoffen uns für alle von diesem Krieg betroffenen Menschen eine möglichst rasche friedliche Lösung. Sollte es zu keiner Sperre der Öl- und Gaslieferungen in Europa (oder ähnlichen Eskalationen) kommen, gehen wir von einem Gewöhnungseffekt des Finanzmarktes hinsichtlich dieses Krieges aus. Hierdurch wird aus unserer Sicht der Fokus des Marktes wieder in Richtung der Bekämpfung der Inflation durch die Notenbanken schwenken. Da dies zu einer Straffung der expansiven Geldpolitik führen wird (beispielsweise weniger Stützkäufe durch die Notenbanken), werden sich wohl auch in der Realwirtschaft diverse Bremseffekte zeigen. Es bleibt abzuwarten, wie lange die Notenbanken diese Strategie der geldpolitischen Bremsung beibehalten können.