Nach dem Jahreswechsel und der im Jänner stattgefundenen Inauguration von US-Präsident Trump konnten die Märkte noch das positive Momentum aus dem Vorjahr mitnehmen, wo sich gleichzeitig aber ein Unsicherheitsschleier aus den Trump-Ansichten und erlassenen Dekreten über die Märkte zu hüllen begann. Das Fass zum Überlaufen, brachte dann die Ankündigung, dass man reziproke Zölle erheben wird, da die USA ja angeblich nach eigener Ansicht im Welthandel mit der Weltreservewährung dermaßen benachteiligt werden. Nach der Veröffentlichung der tatsächlichen Zölle Anfang April am „Liberation Day“ erfolgte ein extremer Abverkauf von Aktien, wo binnen zwei Tagen an den US-Aktienmärkten über 6 Billionen Dollar (=6.000 Mrd.) vernichtet worden ist. Seither haben sich die Kurse wieder erholt und stehen wieder über den Niveaus vor der Zollankündigung. Damit geben die Märkte Trump einen enormen Vertrauensvorschuss, obwohl noch keine ausgehandelten Handelsverträge bestehen und die derzeitigen Zölle nach wie vor deutlich über den historischen Werten liegen bzw. sehr viel Unsicherheit besteht. Insbesondere der deutsche Aktienindex DAX hat schon wieder neue Rekordniveaus erreicht und konnte, trotz der bestehenden Handelsunsicherheiten für die wichtigen Exportbranchen (Automobilbranche etc.), in 2025 die US-Indizes bisher outperformen.
Auch die Renditen auf den Staatsanleihemärkten haben sich in stark bewegt. In Europa ist die Zinskurve deutlich steiler geworden aufgrund von fallenden Renditen am kurzen Ende sowie steigenden Renditen am langen Ende. Ähnliches war in den USA zu beobachten, wo vor allem das mittlere und lange Ende in der Zinskurve gestiegen ist auf Basis des erwarteten Anstiegs der US-Staatsschulden durch die geplanten Steuersenkungen. Aktuell stehen 10-jährige US-Staatsanleiherenditen bei über 4,5% und beim deutschen Pendant bei über 2,6%. Die Kreditmärkte haben sich, nach den kurzen und starken Ausweitungen der Kreditrisikoaufschläge, wieder einengen können und sind daher wieder entspannter, sowohl bei Investmentgrade Unternehmensanleihen als auch bei High Yield Bonds.
Was bedeutet dies für fair-finance?
Wir erachten US-Aktien weiterhin bzw. nach der schnellen Erholung wieder als überteuert und auch der Handelskonflikt der USA mit dem Rest der Welt schürt extreme Unsicherheit. Diverse Anleihe-Assetklassen werden vom absoluten laufenden Ertrag weiterhin als attraktiv eingestuft, weshalb man sich hier nahe und teilweise über der strategischen Asset Allokation befindet, wodurch das leichte Aktienuntergewicht ausgeglichen wird. Einzige Ausnahme sind Hochzinsanleihen, wo man sich aufgrund des geringen Risikoaufschlags leicht defensiv positioniert hat.
Ausblick
Wie erwartet ist US-Präsident Trump wie ein Tornado ins Amt gefegt und dennoch hat sich die Marktlage wieder sehr schnell bzw. unserer Meinung nach zu schnell erholt - in Anbetracht der bestehenden Unsicherheitsfaktoren. Die Vorgehensweise, die Trump betreibt, ist ein sehr gefährliches Spiel. Sollte er tatsächlich im Stande sein, die USA von einer Demokratie hin zu einer Oligarchie umzubauen, dann wäre das eines der bedeutendsten Ereignisse der Neuzeit. Die USA sind damit betreffend die politische Stabilität und die Rechtsstaatlichkeit leider nur mehr als ein größeres Schwellenland anzusehen. Die Inflationsgeister könnten durch den Handelskrieg hinaufbeschwört und dadurch wieder zum marktbeherrschenden Thema in den kommenden Monaten werden. Einige Anzeichen, wie die gestiegenen Inflationserwartungen, Anstieg der Renditen von kurzfristigen Inflations-Swaps, steigende Erzeugerpreise usw., deuten auf einen bevorstehenden Anstieg der Inflation hin. Eine steigende Arbeitslosigkeit bzw. eine Rezession und gleichzeitig steigende Preise wären der Worst-Case, der künftig auftreten könnte. Denn damit werden Zentralbanken mit Dualmandat von Maximalbeschäftigung und Preisestabilität (wie die US-Zentralbank FED) faktisch vor die Wahl gestellt, ein Ziel davon zu verfolgen. Die Zinspolitik wirkt sich nämlich konträr auf die beiden Ziele aus, d.h. einerseits könnte mit fallenden Leitzinsen der Wirtschaft unter die Arme gegriffen werden (und damit die Arbeitslosigkeit verringert werden), was aber die Inflation wiederum anheizen oder ausufern lassen könnte oder aber andererseits wird die Inflation mittels Zinserhöhungen in Schach gehalten und dafür aber die Wirtschaft noch weiter abgewürgt (was noch mehr Arbeitslosigkeit bedeutet). Daher ist es aktuell wichtiger denn je, die Marktgeschehnisse laufend zu überwachen und entsprechend zu reagieren.