In Q4 2024 konnten die Aktienmärkte an die bisherigen Gewinne der Vorquartale anknüpfen, wo insbesondere nach dem Wahlsieg von Donald Trump eine starke Rotation bei den Aktien zu verzeichnen war („Trump Trade“), wo einige Branchen besonders profitierten. Insgesamt stehen viele Indizes zum Zeitpunkt der Berichterstellung nahe oder auf Höchstständen, z.B. kratzt der S&P 500 an der 6.150 Punkte Marke und der DAX an der 23.000 Punkte Marke. Insbesondere europäische Indizes konnten in den ersten Wochen von 2025 die US-Indizes outperformen. Dies u.a. aufgrund der erratischen präsidialen Dekrete, welche durch die neue US-Regierung unter Trump erlassen werden und national sowie international für extreme Spannungen und Unsicherheit sorgen. Trump geht hier mit Zöllen, Drohungen etc. auf maximale Konfrontation mit sehr vielen Ländern – er verfolgt hier das „Gesetz des Stärkeren“ und möchte die Größe der US-Wirtschaft in den Handelsbeziehungen entsprechend ausspielen. Das dies ungewollte Nebeneffekte (auch im Inland) hervorrufen kann, stört ihn derzeit nicht bzw ist es ihm egal.
Die Renditen auf den Staatsanleihenmärkten konnten sich nach der US-Wahl bis Ende des Monats nur kurz erholen, sind seither deutlich gestiegen und beeinflussen zudem maßgeblich die Renditen in Europa. Insbesondere das lange Ende der Zinskurve ist, auf Basis des erwarteten Anstiegs der US-Staatsschulden durch die angekündigten fiskalischen Impulse, gestiegen. Aktuell stehen 10-jährige US-Staatsanleiherenditen bei über 4,5% und beim deutschen Pendant bei über 2,5%. Die Kreditmärkte sind nach wie vor sehr entspannt, wo die Risikoaufschläge auf sehr niedrigen Niveaus stehen, sowohl bei Investmentgrade Unternehmensanleihen als auch bei High Yield Bonds.
Was bedeutet dies für fair-finance?
Wir erachten bei Aktien die Unternehmensbewertungen in den USA als überteuert und zusätzlich mahnen uns die Trump Aussagen und Entscheidungen auf der anderen Seite zur Vorsicht. Die diversen Anleihe-Assetklassen werden vom absoluten laufenden Ertrag weiterhin als attraktiv eingestuft, weshalb man sich hier auf der strategischen Asset Allokation befindet. Einzige Ausnahme sind Hochzinsanleihen, wo man sich aufgrund des geringen Risikoaufschlags leicht defensiv positioniert hat. Die attraktiven Staatsanleiherenditen hat man nutzen können, um entsprechende Positionen aufzubauen. Damit soll die Spread-Sensitivität des Portfolios verringert werden und im Falle von unliebsamen Überraschungen einen Schutz im Portfoliokontext bieten.
Ausblick
Die Stimmung an den Märkten ist aktuell angespannt und scheint seinen positiven Höhepunkt in den letzten Wochen gefunden zu haben. Die jüngsten außenpolitischen Ereignisse (J.D. Vance Rede bei der Münchner Sicherheitskonferenz oder die Gespräche zwischen USA und Russland ohne die Ukraine/Europa) lassen klar den Schluss zu, dass sich Europa nicht mehr auf den Schutz der USA verlassen bzw. die USA einen alliierten Partner nennen kann. Der Umgang hiermit wird kein leichtes Spiel für Europa, kann aber gleichzeitig eine enorme Chance bedeuten. Für die USA selbst muss man sich die bisher undenkbare Frage stellen, ob man als internationaler Investor oder als internationales Unternehmen dort noch investieren möchte, wenn eine gerichtliche Rechtsprechung nicht mehr durchsetzbar ist. Ein äußerst gefährliches Spiel – denn ist die Reputation erst einmal weg, dauert es Ewigkeiten, sie wieder aufzubauen. Aktuell muss man die USA daher in puncto politisches Risiko praktisch wie ein (instabiles) Schwellenland behandeln. Daher ist es aktuell wichtiger denn je, die Marktgeschehnisse laufend zu überwachen und entsprechend zu reagieren.