Nachhaltige Immobilien als neue Asset-Klasse (NL 03/2016)

fair-finance hat sich vor einem Jahr entschieden, einen eigenen Immobilienspezialfonds zu gründen und die Quote für die Asset Klasse Immobilien auf 10 % des Gesamtvermögens anzuheben. Ein eigener Fonds deshalb, weil es de facto keine im Sinne von fair-finance nachhaltigen Immobilienfonds gibt und bestehende Fonds anderen Rahmenbedingungen und somit auch gewissen Risiken unterliegen, wie sie im Interesse der Anspruchsberechtigen von fair-finance nicht vertretbar sind.

Man denke hier nur an die große Anzahl deutscher und ganz aktuell auch britischer Immobilienfonds, die aufgrund von starken Mittelabflüssen geschlossen wurden. Als Umsetzungspartner für den fair-finance real estate fonds wurde die Semper Constantia Immobilien KAG im Ausschreibungsverfahren ausgewählt. Selbstverständlich müssen auch die Immobilienveranlagungen von fair-finance einem strengen Kriterienkatalog unterliegen. Mangels Anwendbarkeit von marktüblichen Systemen der Nachhaltigkeitszertifizierungen (LEED, Breeam, ÖGNI, Greenbuilding, etc.) für Bestandsobjekte musste erst eine Investitionsrichtlinie für Immobilien erarbeitet und vom fair-finance Kundenbeirat freigeben werden. Laut Expertenmeinung hat fair-finance mit den Erläuterungen fair-finance Rating nachhaltige Immobilien ein neuartiges und innovatives Bewertungssystem geschaffen, das richtungsweisend für nachhaltige Investoren sein könnten. Aber der Reihe nach ….

Bislang spielten Immobilien als Asset Klasse keine große Rolle bei institutionellen Investoren. Eine Ausnahme stellen dabei wohl Versicherungsunternehmen und früher auch Banken in Österreich dar, die teilweise über einen großen Immobilienbesitz verfügen. Die Gründe für das international kaum vorhandene Interesse waren, dass die Anzahl der Objekte limitiert, die Liquidität (Kauf- und Verkauf) schwierig, die Renditen (Mieten) gering und die Risiken schwer berechenbar (Migration, Stadtpolitik, Umweltauflagen, ...) sind und zudem eine hohe Managementattention (Bewirtschaftung) notwendig ist. Lediglich große Gewerbeimmobilien, Einkaufszentren, Hotels oder gemischte Wohnobjekte fanden bisher Eingang in die Portfolien von Investoren.

Das ändert sich gerade. Auch wenn diese Entwicklung die österreichischen Vorsorgekassen noch nicht erreicht hat, treten nun institutionelle Investoren in Ermangelung von Alternativen massiv in den Immobilienmarkt ein. Dies ist natürlich vor allem ökonomisch begründet, zumal sich mit Staatsanleihen derzeit keine Renditen verdienen lassen. Unternehmensanleihen sind so wie Aktien stark risikobehaftet und daher ist ihr Anteil nicht unbegrenzt erhöhbar. Immobilien und Immobilienfonds korrelieren zudem kaum mit Aktien und Anleihen und stoßen somit zunehmend auf das Interesse institutioneller Investoren.

Grundsätzlich hätte dieser Trend noch nichts mit Nachhaltigkeit im Sinne von ökologischen und sozialen Kriterien zu tun und wäre auch für fair-finance nicht zwingend relevant, würden energieeffiziente Gebäude nicht auch einen großen strategischen Vorteil bieten. Bedingt durch die höhere Wertstabilität sind eine geringere Volatilität der Mieterträge und ein besseres Mietsteigerungspotenzial gegeben. Zudem nehmen grüne Gebäude oftmals bereits mögliche gesetzliche Regelungen vorweg und ersparen somit zukünftige Investitionen. Auch hinsichtlich sozialer Überlegungen erscheint es notwendig, aber auch wirtschaftlich, zugleich in den stark wachsenden Ballungszentren leistbaren Wohnraum neben geförderten Wohnbau und gehobenen Ansprüchen zur Verfügung zu stellen.

Um eine Bewertung und Beurteilung von angebotenen Objekten möglich zu machen und sicherzustellen, dass fair-finance nur in nachhaltige Gebäude investiert, wurde mit Herrn DI Erich Reiner - Ingenieurbüro für Holzwirtschaft und Bauphysik und allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger, ein einschlägiger Experte für Immobilien und Nachhaltigkeit                mit der Erstellung eines Kriterienkataloges in enger Zusammenarbeit mit fair-finance beauftragt.

Nach einem fast einjährigen Prozess und der Abklärungen mit dem VKI Verein für Konsumenteninformation, welcher das Österreichische Umweltzeichen für Finanzprodukte vergibt und dem Verein CRIC, konnte der fair-finance Kundenbeirat im Juni 2016 die Erweiterung der Grundsätzlichen Richtlinie nachhaltiger Vermögensveranlagung um Immobilieninvestitionen beschließen.

Verschiedene Experten, wie beispielsweise Herr DI Wolfgang, Kradischnig, Geschäftsführer und Unternehmenssprecher bei DELTA sehen in dem von fair-finance geschaffenen Nachhaltigkeitsbewertungssystem für Wohnobjekte ein bislang einzigartiges und innovatives System, das neben den bisher dominierenden Bewertungskriterien rund um Engerieeffizienz und Baumaterialien auch die Standortqualität und vor allem auch ethische Kriterien berücksichtigt.

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